Die Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia (L.) Rich.) ist von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen in Deutschland zur „Orchidee des Jahres 2011“ gewählt worden. Durch die Wahl und Proklamation wird alljährlich eine Orchideenart vorgestellt, mit dem Ziel die Öffentlichkeit für den Schutz und Erhalt unserer Orchideen und deren Lebensräume zu sensibilisieren.
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe wird in der Regel zwischen 20cm und 50cm groß und hat am Stängelgrund zwei breit eiförmige Laubblätter. Der Blütenstand ist meist locker und vielblütig. Die Blüten sind weiß. Die seitlichen Kelchblätter sind ausgebreitet, das mittlere steht über den beiden sichelförmig zusammen geneigten Kronblättern. Die Lippe ist zungenförmig, abwärts gerichtet und an der Spitze grünlich oder gelblich. In dem langen, fadenförmigen Sporn ist an dem durchscheinenden Ende deutlich der Nektar zu erkennen. Das typische Merkmal sind die beiden eng zusammenstehenden Pollenpakete, die parallel ausgerichtet sind und den Sporneingang teilweise verdecken.
Die zweite Art der Gattung Platanthera, die in Deutschland vorkommt, ist Platanthera chlorantha, die Grünliche Waldhyazinthe. Obwohl sich beide Arten allgemein sehr ähneln, sind sie anhand der Stellung ihrer Pollenpakete eindeutig zu unterscheiden.
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe kommt nahezu in ganz Europa vor. In Skandinavien beschränkt sich ihr Vorkommen auf die küstennahen Regionen. In Nordafrika wurde sie bis jetzt nur in Tunesien gefunden. Richtung Osten bzw. Südosten (von Europa aus) reicht die Verbreitung bis Kaukasien und den Iran und endet allmählich in Sibirien.
In Deutschland kam Platanthera bifolia ursprünglich nicht nur im Mittel- und Hochgebirge, sondern auch in den Tieflagen Norddeutschlands vor. Dort sind heute leider ein Großteil der Wuchsorte erloschen.
In Deutschland ist Platanthera bifolia in Laub- und Nadelwäldern zu finden, gern in lichten Eichen- und Kiefernwäldern. Sie wächst aber ebenso in Zwergstrauchheiden, auf Borstgrasrasen oder Magerrasen. Dabei bevorzugt die Zweiblättrige Waldhyazinthe mäßig trockene bis wechselfrische, basenreiche (Lehm-)Böden, die +/- nährstoffarm sind. Vom pH-Wert sollte der Grund neutral bis mäßig sauer sein, am liebsten ein wenig modrig - humos.
Der Rückgang beruht darauf, dass Wiesen und Heiden als Wuchsorte verloren gegangen sind. Dabei sind Düngereintrag, Verbuschung und Aufforsten die Hauptursachen. Erhalt von Bergwiesen, Entbuschung und Mahd der Standorte sowie extensive Bewirtschaftung helfen die Lebensräume der Orchidee des Jahres 2011 zu erhalten!
Flyer "Orchidee des Jahres 2011" (im pdf-Format)