Seit 1989 wird von allen Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) Deutschlands gemeinsam eine Orchidee des Jahres gekürt. Diese soll stellvertretend für alle in Deutschland beheimateten Orchideenarten auf die Schönheit, insbesondere aber auf die Schutzwürdigkeit dieser Pflanzen und ihrer Lebensräume hinweisen.
Alle einheimischen Orchideenarten sind geschützt, viele jedoch in ihren Beständen bedroht.
Zu den attraktivsten Orchideen unserer Heimat gehört zweifellos der Frauenschuh Cypripedium calceolus.
Er ist als Art des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU europaweit geschützt.
Deutschland gehört zu den Hauptverbreitungsgebieten und hat damit eine besondere Verantwortung für dessen Erhaltung. Als Pflanze mit besonderen Lebensraumansprüchen wird der Frauenschuh häufig als Symbol für gefährdete Natur und die Notwendigkeit von Arten- und Biotopschutz herangezogen. In allen Bundesländern, in denen er vorkommt, steht er auf der Roten Liste und ist meist als stark gefährdet eingestuft. Größere Bestände finden sich noch in Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Niedersachsen und Hessen zählen zu den Ländern mit besonders schützenswerten Vorkommen.
Die Lebensräume des Frauenschuh sind vorzugsweise lichte, krautreiche Nadel- oder Laubmischwälder sowie lichte Gebüsche auf basischen, meist kalkreichen Lehm- und Tonböden. Stickstoffreiche und trockene Standorte werden gemieden.
Die komplizierte Keimung erfolgt mit Hilfe von Mykorrhiza-Pilzen. Erst nach etwa 6 bis 8 Jahren kann aus dem sich gebildeten Rhizom ein blühfähiger Spross austreiben. Dieses Rhizom wächst jährlich weiter, kann sich unter günstigen Voraussetzungen verzweigen und dadurch imposante Horste mit bis zu 40 Blütentrieben entwickeln.
Die Blütenstängel sind meist einblütig, öfters zweiblütig, dreiblütige erscheinen dagegen sehr selten. Unter ungünstigen Verhältnissen (Lichtmangel) können Blütentriebe gänzlich fehlen.
Blütezeit ist je nach Höhenlage Mai bis Juni. Die Pflanzen können bis 60 cm hoch werden, die großen Laubblätter sind elliptisch bis eiförmig.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Insekten, welche in die als "Schuh" ausgebildete gelbe Lippe gelangen. In die Freiheit kommen diese aus der Kesselfalle meist nur, wenn sie den Weg, geleitet durch "Fenster" am hinteren Schuhende, vorbei an Narbe und Staubbeuteln nach außen finden. Dabei nehmen sie Pollenmasse zur Bestäubung anderer Blüten mit. Dieser komplizierte Vorgang erklärt auch die relativ geringe Befruchtungsrate.
Die Ursachen für den Rückgang der Art sind vielfältig. In erster Linie ist die Aufgabe traditioneller Waldnutzungsformen zu nennen mit der Folge von Verbuschung und Zuwachsen, welche zu Ausdunklung und starker Bodendurchwurzelung führen. Auch der Stickstoffeintrag aus der Luft fördert die Ausbreitung konkurrenzstarker Pflanzenarten in der Krautschicht. Eine nicht unerhebliche Gefährdung stellt die unmittelbare Zerstörung von Vorkommen durch die moderne Waldbewirtschaftung (Befahren, Rücken von Holz, Ablagern von Reisig und Holzschnitt, Wegebau) dar. Nicht zuletzt werden durch illegales Ausgraben der attraktiven Pflanzen jährlich erhebliche Schäden angerichtet, welche besonders an individuenschwachen Fundorten zur Ausrottung der dortigen Populationen führen können. Dies betrifft aber auch manche "Naturfreunde", welche mit Frauenschuh bestandene Flächen betreten, um diese Pflanzen zu fotografieren. Dabei werden meist weniger auffällige, nichtblühende Pflanzen beschädigt, kaum sichtbare Jungpflanzen zertreten und der Boden verdichtet. Die besonderen Lebensraumansprüche des Frauenschuhs sowie die biologischen Eigenheiten sollten aber Anlass für rücksichtsvolles und vor allem verantwortungsbewusstes Verhalten und Handeln sein.